Vom Sperrholzkanu zum Grünholzboot –

das Bootsprojekt der Freien Waldorfschule Hamm 

Bereits seit vielen Jahren entstehen im Werkunterricht der Klasse 8 paddelbare Kanus.  Den Anfang bildeten zweisitzige Sharpie-Paddelkanus aus Sperrholz, worauf zwei Canadier in „Skin-On-Frame“- Bauweise folgten. Den bisherigen Abschluss der stetig gewachsenen Schulflotte bilden die 2010 und 2011 fertig gestellten  Mannschaftsboote für je 12 Personen und stolzen 7,5 Metern Länge – sogennannte Umiaks. (Zur Eräuterung: Umiaks gehören neben Kajaks zu den arktischen Fellbooten und werden seit Jahrhunderten von den Inuit zum Transport großer Gepäckmengen gebaut. Sie sind auch als „Frauenboote“ bekannt. Unsere Umiaks bieten jeweils 12 Personen Platz.)

Die unterschiedlichsten Bootstypen und Bauweisen wurden bisher erprobt – immer mit dem Ziel, den Schülern breite Erfahrungen im handwerklichen, sozialen und emotionalen Bereich zu ermöglichen.

Stets war neben dem Bau das Fahren des selbst gebauten Bootes zentraler Bestandteil des Projekts, denn erst auf dem Wasser wurde den Schülern der Sinn und die Qualität ihres handwerklichen Tuns augenfällig.

Hat sich die ganze Mühe gelohnt? Wird es wohl schwimmen? Kippt es schnell um? Haben wir gut gearbeitet? All diese Fragen beantworten sich unmittelbar beim ersten Einsetzen des Bootes sowie den ersten Testfahrten. Und bisher hat uns noch kein Boot enttäuscht!

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Die Grünholzboote

Das unmittelbare Erleben, dass mit einfachsten Mittel eine tragfähige Idee verwirklicht werden kann, steht im besonderen Focus des 2012 erstmals praktizierten „Grünholzbootsbaus“.
Im Frühsommer 2012 baute wiederum eine achte Klasse am Weserufer zu Beginn der Klassenfahrt innerhalb von nur 12 Stunden vier „Skin-On-Frame“ – Boote eigens für die nachfolgende viertägige Wanderfahrt auf der Weser. Das an die Körpergröße individuell angepaste und nach eigenen Wünschen gestaltete Paddel baute sich jeder Schüler vorher im regulären Werkunterricht in der schuleigenen Werkstatt.
 
Die Zusammenarbeit in einem Team,  die handwerkliche Arbeit jedes Einzelnen mit einfachsten Mitteln und die direkte Erfolgskontrolle auf der anschließenden Paddeltour bilden drei Grundpfeiler dieses einmaligen Projekts. Bei dieser wiederentdeckten und neu interpretierten  Art des Bootsbaus wird der Weg frei für wesentliche Erfahrungen – denn: „Es sind die Augenblicke die zählen, nicht die Dinge. “
Die „Grünholzboote“ verbinden die Form eines offenen Kanus in Knickspantform mit dem Bauprinzip arktischer Umiaks und Kajaks.  Unter fachkundiger Anleitung entstehen in einer Bauzeit von nur 10-15 Stunden tüchtige Boote, die auf Flüssen mit Zahmwasser gute Dienste leisten.
Als Material dienen einfache Holzleisten, Äste und Zweige, die möglichst vor Ort gesucht  und zu einem stabilen Holzgestell verknotet werden.  Eine wasserdichte Plane überspannt das Gerippe und dichtet es ab.
 
Die hauptsächlichen Werkzeuge sind: eine Gartensäge, ein Schnitzmesser, eine Bohrwinde – und schon kann es losgehen.
Nach erfolgreicher Fahrt können die Boote wieder auseinander genommen und recycled werden, die Plane steht für zukünftige Unternehmungen weiterhin zur Verfügung, kein überflüssiges Material stapelt sich …
Was bei allen Teilnahmern dennoch bleibt ist das Gefühl, der Zufriedenheit und Selbstsicherheit. Innerhalb eines Teams wurde mit den eigenen Händen etwas geschafft, was alle sicher über die Fluten getragen hat – ein zukunftsweisendes Bild.